Im Januar bin ich hier vergewaltigt worden.

Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.

Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA veröffentlichen wir seit März 2020 in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre  PHOTOVOICE.

Unter diesem Ring ist ein Tattoo (copyright:OLGA)

Heute geben wir Tanja eine Stimme:

Unter diesem Ring ist ein Tattoo. Das steht für die Liebe zu einem Mann. Er schafft es, mich in 5 Minuten total auf die Palme zu bringen und mich aggressiv zu machen und braucht nur 1 Minute um mich wieder zu beruhigen. Ich habe nach dem tätowieren zu ihm gesagt: “So lange das Tattoo da ist, werde ich dich lieben.“ Er arbeitet in einem Kebab Laden und da haben wir uns auch kennengelernt. Ich bin jeden 2. Tag dorthin gegangen und habe Kebab gegessen. Wir sind damals nicht zusammen gekommen, er meinte ich wäre nicht sein Typ und es war auch irgendwie nicht die richtige Zeit, aber wir waren trotzdem Freunde. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte sich etwas verändert. Wir haben uns unterhalten und ich meinte, dass ich es schade finde, keine Sprache so wirklich gut zu sprechen. Da meinte er: „Aber du bist doch sehr gut in französisch.“ Es hat einen Moment gedauert, bis ich verstanden habe, was er damit meinte. Er wollte mich auch streicheln und mit mir kuscheln, aber ich wollte nicht. Im Januar bin ich hier vergewaltigt worden. Das, die Arbeit hier und das Warten auf ihn, haben mich kalt und leer werden lassen.

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