Galerie ep.contemporary zeigt „übernatur“

Foto: Angela Bröhan

übernatur
Arbeiten von Angela Bröhan, Albert Coers, georgia Krawiec, Jens Schünemann, Sabine Wild

Vernissage: Freitag, 24.02.2023, 18:00
Finissage: Samstag, 25.03.23, 14:00 – 18:00

Ausstellung vom 25.02. bis 25.03.23

Naturgewalt, die gebeutelte Natur, die durch den Menschen domestizierte und kopierte Natur, Freizeitparks und Lebensräume: Das Thema „übernatur“ bietet breite Interpretations- und Reflexionsmöglichkeiten. Dabei werden unterschiedliche fotografische Ansätze und Techniken deutlich, von eher dokumentarischer Verwendung bis zu inszenierter Fotografie.

Angela Bröhan zeigt Fotografien aus der Serie „Here, There and Everywhere“, in denen Natur in einer seltsamen Mischung aus Nachahmung und Aneignung auftaucht. Dort, wo etwa Meer und Pflanzen auf die vom Tourismus geprägte Architektur und Infrastruktur treffen, erscheinen die Orte – menschenleer aufgenommen – als Bühne. Natur wird hier in Versatzstücken inszeniert zur Kulisse, – die ihre Künstlichkeit allerdings frei zur Schau stellt und somit über die Natur hinausgeht.

Natur im Kleinen ist es dagegen, die Jens Schünemann in seinen Nahaufnahmen interessiert. Unter dem Titel „Unsere kleinen Freunde“ geht es aber nicht um biologische Studien, sondern um das Auftauchen von Ungeziefer im alltäglichen Wohn-Umfeld des Menschen. Die Bilder sind in antike Goldrahmen gefasst, was im Zusammenspiel mit dem an Tapeten erinnernden Druck auf strukturiertem Baumwollgewebe wohnliches Ambiente suggeriert. Ungeziefer, so Schünemann, „bringt uns die Wildnis zurück – unbemerkt, unerwünscht, unbeirrbar.“

Sabine Wild fotografiert Zoo-Käfige aus den 1960er Jahren, oft baugleich errichtet, als durchdekliniertes strenges Raster, das nur durch sich minimal unterscheidende Requisiten wie Säcke, Seile, Baumstümpfe aufgelöst wird. Diese sollen auf die Vorstellung von Wildnis verweisen. Rasterartig sind auch die Gitter und die Fliesen im Hintergrund, deren Muster Wild als Versuch entlarvt, von ihrem klinisch sterilen Charakter abzulenken. Den kulissenhaften Charakter betont Wild, indem sie die Räume ohne Tiere zeigt.

In der Serie „KAHLschlag“ zeigt georgia Krawiec maskenartige, zweiäugige Objekte aus Eichenholz. In den analogen Stereoskopen sieht man plastisch wirkende Fotografien von Baumstümpfen. Auf ihnen scheinen seltsame rote Pilze und Flechten zu wachsen, die sich bei näherem Hinsehen als Fleisch, als Würste und Schinken herausstellen. Krawiec bringt spielerisch zwei ganz unterschiedliche Arten von (toter) Natur zusammen, pflanzliche und tierische – und hinterfragt damit Verwertungspraktiken.

Von Wanderungen bringt Albert Coers Stöcke mit, die er unterwegs aus aufgelesenen Ästen hergestellt und als vielfältig einsetzbare Hilfsmittel benutzt hat, v.a. zur Entlastung beim Gehen („Bastoni“). Sie stammen aus Wäldern in der Umgebung von z.B. Halifax, Flagstaff, Signes, Bern, Nördlingen. Mit der Rückkehr in den stärker von Zivilisation und Architektur geprägten Raum lässt er sie zurück und hält dies in Fotos fest. Die Stöcke kontrastieren mit diesem Raum und verweisen als Fremdkörper auf ihre vorherige Nutzung.

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