Wie eine Landschaftsarchitektin den Gleisdreieck-Park sieht

Laura Jeschke, Landschaftsarchitektin, Madrid/Berlin referiert in Wien über den Park am Gleisdreieck. Wichtiger Aspekt in ihrem Vortrag ist die Frage der Pflege von Parks, die angesichts der Klimaveränderung und zunehmender Trockenheit immer schwieriger wird. Sie stellt die Frage, welche Vegetationsflächen wie viel Pflege und Wasser benötigen.

 

 

Das Wäldchen auf dem Anhalter Güterbahnhof (auch Ostpark) und im Flaschenhals sind sicher Beispiele für sehr pflegeleichte Vegetationen, weil sie ohne menschliches Zutun über einem langen Zeitraum – seit 1945 – entstanden sind. Es ist eine Natur der vierten Art, die in ihrer Zusammensetzung vielfältig und besonders ist. An die örtlichen Verhältnisse ist sie angepasst mit Pflanzen, die auch mal längere Trockenphasen überstehen.

Mit den Schotterflächen im Ostpark zwischen Wäldchen und Fernbahn und an zwei weiteren Stellen im Westpark haben die Landschaftsarchitekten vom Atelier Loidl eine zweite Chance eröffnet, die natürliche Sukzession von Vegetation nochmal zu erleben. Auch dies sind Flächen, die wenig Pflege brauchen und dennoch wunderbare Bilder produzieren. Diese an Trockenheit angepassten Vegetationen könnte nun im Klimawandel zum Vorbild für andere Parkanlagen werden.

Der Anteil der Bürger:innen und Bürgerinitiativen an der Entstehung des Parks wird von der Autorin als wichtig angesehen und hoch eingeschätzt. Doch in ihrem Vortrag und der anschließenden Diskussion wird deutlich, dass das Wissen darüber sehr spärlich ist – quasi nicht vorhanden – weil die Autorin eben nur mit anderen Landschaftsarchitekten:innen und den Parkmanager:innen gesprochen hat. Das ist schade.

Als gewählter Anwohnervertreter war ich in den Jahren 2007 und 2008 in der projektbegleitenden Arbeitsgruppe. Dort führten wir harte Diskussionen mit den beiden Vertreterinnen der Senatsverwaltung, mit Grün Berlin und dem Atelier Loidl um die Gestaltung des Parks. Das Anliegen der Bürger war damals, möglichst viel von der in Jahrzehnten gewachsenen Vegetation und den historischen Spuren zu erhalten.

Die beiden Vertreter:innen der Senatsverwaltung waren taub und blind, was dieses Thema betraf. Weg damit! Es sollte alles pflegeleicht werden. Und Atelier Loidl hielt verbissen am Entwurfskonzept fest, auch wenn dafür Bäume geopfert werden mussten. So haben wir insbesondere am östlichen Rand des Anhalter Güterbahnhofs eine Menge an alter Vegetation und historischen Spuren unwiederbringlich verloren. Der Rand des Parks zur Möckernstraße hätte ganz anders aussehen können, viel lebendiger – und wie wir heute wissen – an Trockenheit wäre er besser angepasst und pflegeleichter.

Matthias Bauer

Redaktion

Schreibe einen Kommentar