Von Säulen, Wappen, Fischköpfen, Blumen und Wasser

Sie stehen an Berlins Straßenrändern, unsere grünen, handbetriebenen, gusseisernen Wasserpumpen. Die „Historischen“ unter ihnen sind besonders hübsch verziert mit ihren Girlanden, Blumenmustern, Fröschen, Fischen und Muscheln. Manche Pumpen befinden sich schon mehr als 100 Jahre an ihrem Platz.

Details an der historischen Lauchhammer Pumpe (Foto:eki)

Historische Lauchhammer Pumpe Typ I am Nollendorfplatz, Keithstraße 1 (Foto:eki)

Krause Pumpe, Magdeburger Platz 6 (Foto:eki)

Doch auch die „Neuen“ kommen mit ihren Zierbändern und Wappen schmuck daher. Die grüne Farbe ist auch als „Kölner Brückengrün“ bekannt, und enthält Chromoxidgrün als Farbpigment.

Krause Pumpe, Magdeburger Platz 6 Sanierungsdatum (Foto:eki)

 

 

 

 

 

 

 

Regelmäßiges pumpen ist hier erlaubt, denn das hält die Straßenpumpen einsatzbereit. Sie „arbeiten“ im Handbetrieb, sind also nicht von der Stromversorgung abhängig und jede hat ihren eigenen Brunnen. Um an Berlins Grundwasser zu gelangen, muss man nicht tief graben. An die Wasserversorgung durch die Berliner Wasserwerke sind sie nicht angeschlossen.

Aus ungefähr der Hälfte kann Trinkwasser gefördert werden. Pumpen, die kein Trinkwasser liefern, sind mit einem Warnschild „Kein Trinkwasser“ versehen. Die Wasserqualität wird regelmäßig durch die bezirklichen Gesundheitsämter überprüft.  Quelle: 

(Foto:eki)

Alle Wasserpumpen zusammen sichern als Notwasserbrunnen unsere Trinkwasserversorgung in einem Not- oder Katastrophenfall, bei dem Chlor-Tabletten zur Trinkwasseraufbereitung ausgegeben werden.

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts, bevor es öffentliche Wasserleitungen gab, sorgten Straßenpumpen für das Trinkwasser der Berliner Bevölkerung. Mit Eimern konnte jede/r hier anstehen, um sich mit dem täglichen Bedarf an sauberem Wasser zu versorgen. Auch die Kutschpferde wurden hier getränkt. Die Feuerwehr nutzte das Wasser aus den Pumpen zum löschen. Nach dem 2. Weltkrieg sicherten sie wieder die Trinkwasserversorgung für die Menschen in unserer Stadt.

Die weißen Nummern an den Pumpen vergibt das Bezirksamt.

 

 

 

Pumpentyp Borsig mit Wappen des Bezirks Mitte von Berlin (Foto:eki)

Wappen mit Berliner Bär an der historischen Lauchhammer Pumpe am Nollendorfplatz (Foto:eki)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pumpe Typ Borsig mit sechseckigem Schaft, Derfflingerstraße 5 (Foto:eki)

Die älteste Form der Pumpen (1892), die Lauchammer Pumpe, stammte von Otto Stahn. Sie wurden von 1894 bis 1897 in Berlin aufgestellt.  Die „Krause“ Pumpe stellte man nach der Bildung von Groß-Berlin ab den 1920er Jahren auf, die „Schliephacke“- oder „Rümmler“-Pumpe in den 1960er Jahren, die „Borsigsäulen“ erst in den 2010ner Jahren.    Quelle:

Einteilige Wolfsäule, Genthinerstraße 3 (Foto:eki)

Heute freuen sich die Kinder im Sommer darauf, einmal selbst das Wasser mit eigener Muskelkraft mittels des Handschwengels aus der Erde „herauf zu holen“. Wenn es für die Straßenbäume im Sommer wieder heißt: „Bitte gießen“, kommt das Wasser aus der grünen Berliner Straßenpumpe dafür gerade recht.

Das einst populäre Waschen des eigenen Autos am Straßenrand aber ist schon lange verboten. Seifenlauge verschmutzt das Grundwasser.

 

 

Krause Pumpe mit 1978 saniertem Gehäuse, Pohlstraße 65 (Foto:eki)

Neue Krausepumpe mit dicker Säule, Lützowstraße 24 (Foto:eki)

Schliephacke oder Rümmler Pumpe, Kurfürstenstraße 50 vor dem Parkplatz (Foto:eki)

3 Kommentare

  1. Danke, das klärt es, es waren also in jedem Fall öffentliche Eigentümer und nicht private Besitzer, und die Borsig-Pumpe von 2012 hat eine ältere ersetzt – auch die Borsig-Pumpe muss ja alt gewesen sein und kam dann vermutlich aus einem „Pumpenlager“ oder wurde woanders entfernt

  2. Lieber Herr Enck,
    soviel ich weiß , war für jedes bebaute Grundstück im 19. Jahrhundert in Berlin ein Hofbrunnen vorgeschrieben. Die Straßenpumpen erweiterten das Netz öffentlich zugänglicher Wasserquellen, bevor es das öffentliche Leitungswassernetz gab.
    Bei wikipedia fand ich folg. Hinweis: „Die Planung für Standorte von Straßenbrunnen erfordert neben der aktuellen Bevölkerungszahl, insbesondere Wegebeziehungen, geologische Gegebenheiten und Umwelteinflüsse, wie unterirdische Verschmutzungsfahnen im Grundwasser.“ Vielleicht erklärt das den Standort der Pumpen.
    Einige der Pumpen gehören dem Land Berlin, andere den Bezirken, wieder ein anderer Teil der Brunnen sind Eigentum des Bundes.
    Nach meinen Recherchen steht die in der Derfflingerstraße 5 aufgestellte Pumpe Typ „Borsig“ erst seit 2012/013 hier und ersetzt die „Schliphacke Pumpe“, die vorher hier stand.

  3. Liebe Frau Kitzelmann, eine wirrklich schöne Reportage!!! Weiß man/frau, wann und warum an die Pumpen an den jeweiligen Stellen installiert wurden und nicht drei Häuser weiter, und wer dies veranlasst hat – und dass die Borsigsäulen erst 2010 installiert wurden mag ich nicht glauben (?).

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