Nie wieder!

Nachdem am Sonntag, dem Holocaust-Gedenktag, der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) sowie zahlreiche Politiker*innen und Vertreter*innen des öffentlichen Lebens zu einem stillen Gedenken am Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten zusammengekommen waren, ist dieses tags darauf von Unbekannten geschändet worden. Nach Angaben der Polizei wurde schwarze Farbe auf die Scheibe des Denkmals  geschmiert. Dahinter werden normalerweise  in Endlosschleife wechselnde Filme zum Thema Homosexualität gezeigt. Die Polizei geht von einem politischen Tatmotiv aus. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz-Birkenau von russischen Truppen befreit. Seitdem steht dieser Tag als Mahnung in unseren Kalendern, das unglaubliche an Juden begangene Verbrechen der Nazis nicht zu vergessen. Aber es waren nicht nur Juden, gegen die sich der Hass und der Vernichtungswille richtete. Wer sich gegen den damaligen „Mainstream“ wandte, wurde verunglimpft, verfolgt und vernichtet. Andersartig war „volksfeindlich“ und musste „ausgemerzt“ werden. Seit einiger Zeit ist die Schwelle, rechtes Gedankengut auszusprechen, wieder deutlich gesunken. Nicht nur bei Identitären, NPD, AfD und Co. Auch in der Mitte der Gesellschaft sind menschenfeindliche Äußerungen, Nationalismus, Rassismus und sexistische Haltungen wieder „salonfähig“. Homophobie verbreitet sich wieder. Die Schändung des Mahnmals im Tiergarten ordnet sich ein in einen gesellschaftlichen Abbau unserer Abwehrfähigkeit gegenüber den Kräften, die zum Holocaust geführt haben.

Helmut Walser Smith führt in „The Continuities of German History“ richtig aus, dass es die allmählich sich herausbildende „possibility to think“ ist, die in der historischen Kontinuität zum Holocaust geführt hat. Das „denkbar werden“ rassistischer und sexistischer Ausgrenzung, Diskrimination und schließlich Elimination beginnt wie vieles andere mit dem „ersten Schritt“!

Solidarität statt Ausgrenzung

Die Schändung des Mahnmals ist bereits der zweite Schritt! Es gilt dagegen aufzustehen – mit aller Kraft!

 

 

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