Haus „K“ der Beuth Hochschule für Technik Berlin bekommt einen neuen Namen

Haus „K“ der Beuth Hochschule für Technik Berlin, Kurfürstenstraße 141 (Foto:eki)

Die geplante Namensänderung der Beuth Hochschule betrifft auch das Haus in der Kurfürstenstraße 141 (Haus „K“), erbaut 1911-1914 von dem Architekten und späteren Berliner Baustadtrat Ludwig Ernst Emil Hoffmann (1852-1932). In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude befinden sich u.a. der Studiengang Augenoptik/Optometrie der Beuth Hochschule und das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF Berlin).

 

(Foto:eki)

Außenstelle der Beuth Hochschule für Technik Berlin (Foto:eki)

Die Hochschule trägt den Namen des preußischen Beamten Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853), dem „Vater der Ingenieurwissenschaften“. Diese Namensgebung gilt als nicht mehr tragbar. Grund dafür sind die von ihm geäußerten belegbaren Zitate mit antisemitischen Hintergrund.

Ausgelöst hatte die Debatte ein Gutachten zu Beuth, welches der Soziologe und Rassismus Forscher Prof. Dr. phil. habil. Achim Bühl im Juni 2017 vorgestellt hatte. In der „Thesenförmige Kurzfassung des „Gutachtens Beuth“ machte er erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, dass Beuth wohl Antisemit war.

Als Mitglied der „Deutschen Tischgesellschaft“ wünschte Beuth sich in einer seiner Reden als „..wünschenswerthe Folge..“ der Beschneidung „..das verbluten und verschneiden manches Judenjungens..“ Quelle: „Zum Antisemitismus von Christian Peter Wilhelm Beuth“, Prüfung des Sachverhalts und Handlungsempfehlung von Drs. Bert Thissen, Seite 15.

Seit mehr als zwei Jahren wird über eine Namensänderung der Beuth Hochschule diskutiert.

Am Donnerstag, den 23. Jan. 2020 wurde die Zustimmung zur Umbenennung der Beuth Hochschule von der akademischen Versammlung (AV) erteilt. Die AV ist das zuständige Gremium, das über den Namen der Hochschule zu entscheiden hat. 45 der 51 AV-Mitglieder gaben ihre Stimme ab: 30 sprachen sich dafür aus, den Namen „Beuth Hochschule für Technik Berlin“ abzulegen, 14 dagegen, es gab eine Enthaltung.

Im Laufe des kommenden Sommersemesters wird die AV über einen neuen, treffenden und nachhaltigen Namen beraten.

„Als wissenschaftliche Einrichtung steht unsere Hochschule in der Verantwortung, sich Antisemitismus- und Rassismus-Tendenzen klar entgegen zu stellen. Mit dem Ablegen des Namens „Beuth“ setzt die Hochschule ein klares und aktives Zeichen“, sagt der Präsident der Beuth Hochschule Prof. Dr.-Ing. Werner Ullmann.

Ein Ausstellungskonzept zum Wirken Beuths ist in Arbeit, das sich auch mit seinem Antisemitismus auseinandersetzt und Bezüge zu aktuellen Fragen von Antisemitismus und Rassismus vorsieht.

 

„Christian Peter Wilhelm Beuth hatte im frühen 19. Jahrhundert einen wesentlichen Beitrag für die industrielle Entwicklung sowie die Modernisierung und Professionalisierung der handwerklich-technischen Ausbildung in Preußen geleistet.

1801 trat er in den preußischen Staatsdienst ein.

1811 wurde er zum Geheimen Obersteuerrat in das preußische Finanzministerium berufen.

Ab 1817 gehörte Beuth – als preußischer Reformer der Gewerbepolitik – dem neuen Handelsministerium an. Er war ein Förderer von Bildung und Innovationen auf dem Gebiet der Natur- und Ingenieurwissenschaften.

Ab 1819 war er Direktor der Technischen Deputation für das Gewerbe.

Seit 1821 war Beuth Mitglied des Staatsrats, dem zentralen Gremium der Beratung und Beschlussfassung von Gesetzen in Preußen. Durch seine bisher unbekannte Herangehensweise und Auseinandersetzung mit wissenschaftlich-technischen Objekten wies Beuth der späteren deutschen Patentgesetzgebung den Weg.

Nach der Auflösung des Handelsministeriums 1825 trat er in das Ministerium des Innern ein. Dort wurde er 1830 als „Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat“ Direktor der Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen.

1845 trat Beuth aus Altersgründen von seinen Ämtern zurück.

Nach seinem Tod 1853 erhält er ein Ehrengrab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.“

Quelle:  Christian Peter Wilhelm Beuth ((1781-1853) „Leben“   https://www.beuth-hochschule.de/beuth

 

Weitere Infos:  https://www.beuth-hochschule.de/3331/article/6715

https://www.tu-berlin.de/fileadmin/i65/Dokumente/Stellungnahme_ZfA.pdf

Infos zu Ludwig Ernst Emil Hoffmann:  https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Hoffmann_(Architekt)

 

 

 

3 Kommentare

  1. Mit Verlaub, Frau Kitzelmann: Ihre gehaltvoll wortreiche Erläuterung hätte im vorhinein in den Artikel gehört. Das hätte Skepsis und Verwirrung gleich zu Beginn vermieden.

  2. Also das muss Frau Kitzelmann mir erklären. Zunächst als Antisemit zur persona non grata erklärt, wird der Namensgeber der Hochschule später mit einer fast Laudatio gepriesen.

    • Antwort auf den Kommentar im Netz:
      Zu Ihrem Kommentar: Ja, Christian Peter Wilhelm Beuth hat sich antisemitisch geäußert, was beleget ist. Und ja, er hat z.Bsp. die technische Entwicklung Preußens in Gang gebracht. Die Beuth Hochschule hat lange über eine Namensänderung diskutiert. Ein Ausstellungskonzept zum Wirken Beuths ist dort in Arbeit.

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