Die große Hütte – das neue Eingangsgebäude des Technikmuseums

von Matthias Bauer

Noch bis zum 13. Dezember ist die Ausstellung der Arbeiten für ein neues Eingangsgebäude zum Technikmuseum zusehen, in der Ladestraße gleich hinter dem Restaurant Tor 1. Die 23 ausgestellten Arbeiten zeigen, wie die Lücke zwischen dem westlich liegenden Bau des Museums an der Trebbiner Straße und dem östlich gelegenen Kopfbau des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs, in dem sich heute das Spectrum befindet, geschlossen werden könnte.

Das neue Gebäude soll in Zukunft als Haupteingang zu den verschiedenen Teilen des Technikmuseums dienen. Der bisherige Eingang an der Trebbiner Straße bleibt weiterhin erhalten und soll dann Gruppen und Schulklassen empfangen. Die öffentliche Durchwegung des Geländes vom Wäldchen am Tempodrom über den Anhalter Steg in den Ostpark des Gleisdreiecks sowie durch die Ladestraße werden erhalten bleiben. So findet eine Verschränkung zwischen Technikmuseum und öffentlichem Raum mit dem Ostpark des Gleisdreiecks statt. Auch das neue Eingangsgebäude wird öffentlich zugänglich sein. Ein Ticket wird erst benötigt, wenn man von dort weiter in die Ausstellungsgebäude geht.

Die meisten der 23 Entwürfe schlugen als neues Empfangsgebäude rechtwinklige Formen meist aus Stahl und Glas vor und nehmen ungefähr die Lage ein, die der zweite Kopfbau des Anhalter Güterbahnhofs hatte, der in den 1960er Jahren für den Bau der U-Bahnlinie 7 abgerissen worden war. Mit Brücken werden dann die Verbindungen zum Spectrum östlich und zum Neubau westlich an der Trebbiner Straße hergestellt.

Offensichtlich war dies der Wettbewerbsjury zu wenig. Den zweiten Preis bekam der Entwurf der querkraft architekten zt gmbh aus Wien, die aus den verschiedenen Wegen ein expressives Gebilde entwickelten. Den ersten Preis erhielten die Innauer Matt Architekten ZT GmbH, ebenfalls aus Österreich. Sie führten die Brückenstege sachlich aus, doch das Eingangsgebäude wird mit seiner besonderen Form sehr auffallen. Wie ein großer Hut oder wie eine überdimensionierte, in die Länge gezogene Köhlerhütte sieht es aus. Als einprägsames Bild wird die große Hütte sicher gut funktionieren. Die Konstruktion aus Holz soll leicht und nachhaltig sein, die Dachhaut wird mit Fotovoltaik belegt werden. Ob genug Tageslicht ins Innere der Hütte kommt, soll nochmal überprüft werden.

Eine Arbeit möchte ich noch erwähnen, weil sie unter dem Titel „Technik der Zukunft“ einen ganz anderen Umgang vorschlug. Der steinerne Vorplatz zum Halleschem Ufer würde demnach entsiegelt und in einen märchenhaften Wald umgewandelt, in dem man das neue Eingangsgebäude und die Verbindungsbrücken erst mal finden muss. Immerhin eine Anerkennung sprach die Jury dieser Arbeit aus.

Was fehlte im Wettbewerb?

Erstaunlich ist, wie wenig die Akteure des Technikmuseums in der Auslobung zum Wettbewerb die Geschichte des Ortes und des Museums selbst reflektiert haben. In der Auslobung zum Wettbewerbs hieß es:

Der Anhalter Güterbahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Der beschädigte Westflügel und der nur teilweise zerstörte dreibogige Durchfahrtsbereich wurde 1963 im Zuge der Bauarbeiten am neuen U-Bahn-Abschnitt der U-Bahnlinie U7 zwischen den Bahnhöfen Möckernbrücke und Yorckstraße abgerissen. Der östliche Flügel des Kopfbaus blieb erhalten und steht unter Denkmalschutz.

Richtig ist jedoch, dass der westliche Kopfbau des Anhalter Güterbahnhofs nach dem Krieg völlig intakt war, jedoch dann in den 1960er Jahren für den Bau der U7 abgerissen wurde. Der östliche Flügel, den wir heute als Spectrum kennen, war dagegen im Krieg fast völlig zerstört worden und wurde später wieder aufgebaut. Bis in die 1990er Jahre war es das Konzept des Museums auch den westlichen Kopfbau wieder aufzubauen, siehe dazu die Zeichnung aus der Architekturwerkstatt Pitz-Brenne weiter unten.

Es wäre doch interessant von den Akteuren des Museums selbst zu erfahren, welche Überlegungen dazu geführt haben, nun nach einer modernen Form zu suchen. Einer der Gründe ist vermutlich die Tatsache, dass die Wiederherstellung des historischen Baudenkmals sehr aufwendig und teuer geworden wäre. Nur mit hohem baukonstruktiven Aufwand wäre es möglich gewesen, über dem Tunnel der U7 ein so schweres Bauwerk errichten. Aber die Geschichte – dass ein intaktes Gebäude, ein Baudenkmal damals für den U-Bahnbau geopfert wurde – sollte nicht so einfach unter den Teppich gekehrt werden. Ebenso sollte die eigene Planungsgeschichte des Museums präsent bleiben.

Weiter vermisse ich ein Konzept, wie mit den Räumen von Ben Wagin umgegangen wird. Ben hatte in dem ruinösen Teil des langen Lagerschuppen einen Garten gestaltet. Es wäre wunderbar, wenn der Garten erhalten bliebe und als Teil des Museums zugänglich gemacht würde. Und zu guter Letzt wünsche ich mir, dass das Museum aus seiner Rückseite eine weitere Vorderseite macht, indem es an seiner Südseite einen Eingang zum Ostpark eröffnet.

Redaktion

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