Bei uns im Kiez – Gedenken im Bendlerblock

„Widerstand“ von Richard Scheibe (Foto: Wikimedia commons, Manfred Brückels )

Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts steht im Ehrenhof des Bendlerblocks an der Stauffenbergstraße 18 und dem Reichpietschufer 72–76 die Bronzefigur eines an den Händen gefesselten jungen Mannes mit der Inschrift: „Ihr trugt die Schande nicht, Ihr wehrtet Euch, Ihr gabt das große ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd Euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“

Gemeint sind damit die ca. 200 Mitglieder des Aufstands vom 20.Juli 1944, die von den Nazis nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler brutal abgeschlachtet wurden. Gemeint sind die Widerstandskämpfer General Olbricht, Oberst von Stauffenberg, Oberst Mertz von Quirnheim, sowie Stauffenbergs Adjudant, Oberleutnant Werner von Haeften, die in eben diesem Innenhof noch in der Nacht zum 21. Juli erschossen wurden.

Wie alle Jahre gedachten wir am Wochende dieses Aufstandes. Ein Element des vielfach gescheiterten Widerstands gegen Adolf Hitler und seine Nazis. Und doch auch – ob zu Recht oder Unrecht – ein Symbol eines anderen, eines besseren Deutschland. Ein Zeichen, dass es ihn gab, den Widerstand gegen die menschenverachtenden, rassistischen „Herrenmenschen“ Nazi-Deutschlands. Für uns Nachkriegs-Bürger*innen wurde der Mythos des 20. Juli ein Stück „Reinwaschung“ von der Schuld unserer Väter.

Anlässlich des Gedenkens sagte Angela Merkel: „75 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler gedenken wir der Frauen und Männer des Widerstands vom 20. Juli 1944 mit größter Hochachtung. Sie handelten, als andere schwiegen. Sie folgten ihrem Gewissen und übernahmen Verantwortung für ihr und unser Land, als andere wegsahen. Sie stellten sich einem unmenschlichen System entgegen. Ihnen war sehr bewusst, welche Folgen ihr Handeln für sie und ihre Familien haben konnte. Sie waren bereit, das größte Opfer, ihr Leben, zu erbringen. Sie stellten Menschlichkeit über ihr eigenes Menschenleben.“

Der Widerstand des 20.Juli 1944 veranlasste die Verfassungsgebenden unserer Republik, im Artikel 20 des Grundgesetzes das Recht auf Widerstand aufzunehmen: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

Wenn heute aber rechte und rechtsradikale Politiker*innen sich auf dieses Widerstandsrecht berufen, um die Grundwerte unserer Gesellschaft außer Kraft zu setzen, so ist dies schlichtweg würdelos. Denn dieses „Widerstandsrecht in unserem Grundgesetz schützt Freiheit und Demokratie. Aber es schützt niemals die Feinde der Freiheit.“(Heiko Maas)

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