Spaziergang mit Lia Hiltz und Paul Enck (10):
Der Königsweg

Bild 1: ©Lia Hiltz

Wenn der Weg für König Friedrich Wilhelm II. (Regierungszeit: 1786-1797) gebaut wurde, damit der einen „angemessenen Weg zur königlichen Residenz in Potsdam“ bekam (Bild 1), wirft dies die Frage auf, wie man denn vorher von Berlin nach Potsdam gekommen ist, als die Chaussee noch nicht fertig war, also vor 1789?

Eine Karte von 1778 gibt Auskunft (Bild 2): Eine direkte Verbindung zwischen beiden Städten gab es lange Zeit gar nicht, dazu war Potsdam zu lange zu unbedeutend und klein für den Königshof, etwa verglichen mit Charlottenburg – Potsdam war vor allem Jagdrevier. Es gab einen Postweg zwischen Potsdam und Steglitz, mit Zehlendorf als zentraler Poststation (Potsdam wurde 4 x in der Woche bedient), aber die Strecke zwischen dem Potsdamer Tor und Steglitz war noch ein von Bäumen gesäumter Feldweg.

Bild 2: Kommentierter Auszug aus der Karte „Gegend bey Berlin und Potsdam“ von Karl Ludwig von Oesfeld. S.I.: N.p. 1778, Print (gemeinfrei, erhältlich online unter https://digital.zlb.de/viewer/image/15453585/1/)

Die wichtigste Verbindung von Berlin nach Südwesten ging vom Halleschen Tor Richtung Schöneberg und weiter nach Teltow, mit Wegen nach Zehlendorf und von dort über Dahlem nach Charlottenburg oder eben nach Potsdam. Im Jahr 1730 wurde – unter Friedrich Wilhelm I.  (1713-1740) (dem Soldatenkönig) – die erste „Schnellverbindung“ zwischen Zehlendorf und Potsdam angelegt, der sogenannte Königsweg (s. Bild), den es noch heute gibt, von Zehlendorf Richtung Kohlhaasbrück, Nowawes (Babelsberg) zur Langen Brücke in Potsdam. Ein weiterer, älterer Weg (Kurfürstenweg) führt von der Langen Brücke nördöstlich durch den Forst Grunewald zum dortigen Jagdschloß und weiter, war aber exklusiv für den Landesherrn und seine Entourage. Kurz hinter Zehlendorf schließlich gab es eine Gabelung des Königswegs mit einer einfachen Landstraße nach Nordwesten Richtung Glienicker Brücke (die damals noch eine Holzbrücke ohne Geländer war), das war die Straße für das einfache Volk, auch wenn sie vermutlich wegen des Glienicker Lustschlosses angelegt worden war, und auch dem Posttransport diente. Alle diese Wege waren unbefestigte Sandwege, in denen Kutschen und Fuhrwerke nur sehr langsam, mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 km/h, vorwärtskamen.

Erst als Potsdam zunächst zur Garnisonsstadt (ab 1713) unter Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) und dann Residenzstadt (ab 1745) unter Friedrich II. (1740-1786) wurde, entstand das Bedürfnis, die Straßenverbindungen weiter auszubauen – noch nicht unter Friedrich dem Großen (II.), der favorisierte die Schiffswege für den Warentransport – aber unter seinem Sohn Friedrich Wilhelm II. Der initiierte den Ausbau der ersten preußischen Chaussee: einProbeabschnitt vom Potsdamer Tor bis nach Schöneberg wurde am 31. Oktober 1789 fertiggestellt. Dieser zunächst „Kunststraße“ genannte neue Straßentyp hatte eine mehrschichtige Unterlage aus unbehauenen und behauenen Steinen zusätzlich zu Kies unterschiedlicher Korngröße, der mit Lehm vermengt wurde, und die Straße wurde von Pappeln (später: Eichen) gesäumt. Das ganze erwies sich als sehr kostspielig und war daher mautpflichtig (s. mitteNdran vom 4. Januar 2021). Der weitere Ausbau erfolgte bis 1794, die Streckenführung über Steglitz und Zehlendorf hinaus folgte dem ehemaligen „gemeinen Weg“ Richtung Glienicker Brücke, die inzwischen ausgebaut worden war (1777). Hatte Büsching, der Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster zu Berlin, im Juni 1775 für die Reise (mit einem privaten Fuhrwerk) von Berlin nach Potsdam über den „gemeinen Weg“noch fast 7 Stunden gebraucht (von 4.00h früh bis 11.h), so verkürzte sich die Reisezeit nach 1789 auf 3 bis 4 Stunden. Fast 50 Jahre später folgte dann der Eisenbahnbau von Berlin nach Potsdam und übernahm in kürzester Zeit wesentliche Anteile des Personen- und Frachtverkehrs, und hier erwies sich Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) als wesentlich weniger weitsichtig als sein Vater im Hinblick auf den Straßenbau – aber das ist eine andere Geschichte.

Literatur:

Dieter Beschnidt. Wege zwischen Berlin und Potsdam. In: Evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe 1837-1987. Festschrift zur 150-Jahr-Feier. Kirchenkreis Zehlendorf, Wichern Verlag Berlin 1987, S.63-83

Herbert Liman. Preußischer Chausseebau. Meilensteine in Berlin. Berliner Hefte 5. Berlin, Bauverlag, 1993

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Ein Kommentar

  1. Oh, wir sind endlich standesgemäß und heißen jetzt Potsdamer Chaussee – die Potsdamer Straße dankt!

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