Noch eine Nachverdichtung im Lützowviertel?

Ein Gastbeitrag von Patrick Petzold:
Wir möchten Sie herzlich einladen zur Ortsbegehung in Berlin Mitte am Lützowufer 1-5 mit Stadtbaurat Ephraim Gothe und MdB Eva Högl am 31.5. um 15 Uhr.
Anlass ist das im Genehmigungsprozess stehende Bauvorhaben der Münchener Euroboden GmbH, Spezialist für Luxusimmobilien. Auf dem von Landschaftsarchitektin Renate Kosselt zur IBA 1987 entworfenen Gartengelände zugehörig zu den Häusern 1-5 sollen in 2. Reihe 6geschossig 60 Eigentumswohnungen entstehen.
Berliner Stadtbaupolitik und der Boden der Tatsachen

Unsere Häuser, entworfen für die Internationale Bauausstellung IBA 1987, sind etwas besonderes. Unser Kiez und seine Entwicklung sind symptomatisch für Berlins dysfunktionale Abläufe, denen die Politik rat- und tatenlos zusieht.

In Tiergarten Süd wird gebaut. Auf Hochtouren. Und allzu oft ohne Sinn und Verstand.
Eine Bauwelle rollt durch unser Viertel. In unserer direkten Umgebung entstehen 800 Tiefgaragenstellplätze. Die Fassaden ganzer Straßenzüge sind eingehüllt in Baugerüste.
„Ja und?“ wird mancher hier einhaken. Es geht nicht um Einzelinteressen, sondern um Berlin. Berlinerinnen und Berliner brauchen dringend Wohnraum. Wird die „Bremserpolitik“ von Rot-rot-grün hinsichtlich von Bauprojekten nicht bereits jetzt schon scharf kritisiert?
Genau zu dieser Diskussion laden wir ein. Stadtentwicklungspolitik am konkreten Fall auf Herz und Nieren prüfen. Der Maßstab für die Sinnhaftigkeit politischer Entscheidungen – und von Bauprojekten – kann nur in ihrem Ergebnis liegen. Führt die Entscheidung zu einer Verbesserung? Führt sie zu einer positiven Entwicklung für den Kiez? Wir haben dies in den letzten Monaten intensiv mit beteiligten Gestaltern, Experten und politisch Verantwortlichen diverser Couleur diskutiert. Für uns ist die Faktenlage eindeutig. Einer genauen Betrachtung hält dieses Bauvorhaben mitten auf dem Gelände der denkmalschutzwürdigen IBA Bauten nicht stand. Mehr noch: Anstatt gestiegener Lebensqualität und mehr Wohnraum für Berlinerinnen und Berliner bewirkt sie das exakte Gegenteil. Was sie den einen gibt, nimmt sie den Anderen. Sie zerstört die Lebensqualität in den anliegenden Bauten. Wohnraum für junge Familien und Leute mit bescheidenem Einkommen.
Sie bezweifeln dies? Dann machen Sie sich Ihr eigenes Bild! Diskutieren Sie mit uns und zwei maßgeblichen politisch Verantwortlichen. Sachlich. Auf der Basis der vorliegenden Fakten. Diese kennt der Stadtbaurat und wir kennen sie auch. Als Bürgerinitiative mussten wir unser Lehrgeld zahlen. Wie sicherlich auch hundertfach anderswo hinken wir dem Prozess oft einen Schritt hinterher. Ein halbes Jahr haben wir gebraucht, um unsere Bundestagsabgeordnete dazu zu bringen, sich des Themas anzunehmen, obwohl dessen bundespolitische Relevanz und Brisanz nicht von der Hand zu weisen ist. Wird am Ende wiederum den Ausschlag geben, dass die Erkenntnis zu spät kam?
Den Bauherren, die Münchener Euroboden GmbH, Spezialist für Luxusimmobilien, würde das Ergebnis nicht lange tangieren. Nach etwa 3 Jahren wären die letzten Eigentumswohnungen verkauft und neue Grundstücke für vielversprechendes Kapitalinvestment wären sicherlich bereits gefunden. Die Karawane würde weiterziehen und woanders eine Schneise schlagen. Die Anwohner müssten entscheiden, ob sie mit den Konsequenzen leben können oder wollen.

Und die politisch Verantwortlichen? Sie würden wohl erneut auf bedauernswerte Umstände eingehen und weiter auf die grundsätzliche Bedeutung von Nachverdichtung für Wohnraum verweisen. Im Fall IBA Grundstück am Lützowufer geht diese Betrachtung aber schlichtweg nicht auf. Sie fällt wie ein Kartenhaus zusammen. Und das muss zählen!

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