Frühstück mit unseren neuen Nachbarn

Gastbeitrag von Adelheid Pohlmann

Seit Mitte August wohnt eine sechsköpfige Familie aus Damaskus in unserem Haus. Sie wurde freundlich und warmherzig willkommen geheißen.
Dies haben wir am 3. Oktober mit einem Frühstück im Hochparterre unseres schönen Treppenhauses zusammen gefeiert.

Frühstück auf dem Hochparterre
Foto: Detlev Schneider

… und das kam so:

Vor etwa einem Jahr fragte mich unsere Nachbarin, ob ich nicht Zeit und Lust hätte, einer syrischen Familie Deutschunterricht zu geben und sie zur „B2-Prüfung“ zu bringen. Ich hatte gerade aufgehört zu arbeiten und mich wieder der Stadtteilarbeit zugewandt, also hatte ich Zeit und durch meine Ausbildung auch ganz gute Voraussetzungen für diese Aufgabe. In unserem Nachbarschaftstreff in der Lützowstraße lernte ich Familie A., die Kinder und zwei weitere Verwandte kennen. Familie A. hatte zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung um die Ecke am Landwehrkanal gewohnt und die drei Jungen, inzwischen in der 4. Klasse, waren in die Allegro-Grundschule aufgenommen und dort gut unterstützt und gefördert worden. Dann, nach ca. einem Jahr, musste die Familie in ein Heim in Marzahn-Hellersdorf umziehen. Die Jungen waren inzwischen gut in der Schule integriert und die vierjährige Tochter in der Kita Maulwurf. Die Eltern mochten den Kindern eine erneute Eingewöhnung in neuen Einrichtungen nicht zumuten und brachten alle vier Kinder jeden Morgen nach Mitte und holten sie nachmittags hier wieder ab. So war die Situation, als wir uns kennen lernten. Mir machte die Arbeit mit meinen vier syrischen Schülerinnen und Schülern großen Spaß und wir alle machten gute Fortschritte, denn auch ich habe bei dieser Arbeit einiges dazu gelernt! – Wenn nur die nervige Fahrerei für Familie A. nicht gewesen wäre…

Dann wurde in unserem Haus eine Wohnung frei. „Wie wäre es, wenn …“, überlegte ich und fragte schließlich meinen Mann, ob er die Wohnung nicht an Familie A. vermieten wolle. Er überlegte nur kurz und so sagten wir den A.s, dass sie sich noch etwas gedulden müssten, bis die Wohnung hergerichtet sei, aber dass das neue Schuljahr für die Kinder und die Eltern in Tiergarten Süd beginnen könne. Die Freude war riesengroß! Es gab viel Arbeit und viele, viele helfende Hände, aber wir konnten unser Versprechen halten: in unserem Familienhaus wohnen nun nicht nur viele Geschwister, Kinder, Enkel und Freunde von uns, sondern auch die Familie A.

 

 

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