Da kommen wir ja nicht ganz so schlecht weg

Laut Umwelt-Gerechtigkeitsatlas ist die Lebens- und Umwelt-Qualität in Berlins Quartieren sehr unterschiedlich, „vor allem im hochverdichteten Innenstadtbereich konzentrieren sich gesundheitsrelevante Umwelt- Belastungen, wie Verkehrslärm, Luftschadstoffe, unzureichende Ausstattung mit Grünflächen und bioklimatische Belastungen“.

Dazu kommt oft eine hohe soziale Problemdichte und viele Kieze sind von Mehrfachbelastungen betroffen. Die aktualisierte Berliner Umweltgerechtigkeitskarte 2021/2022 visualisiert Umweltbelastungen und soll einen ökologischen und umweltpolitischen Diskussionsprozess zur Lebenssituation in den Kiezen anstoßen. Sie kann und soll auch genutzt werden, um sozialräumlich orientierte Strategien, Maßnahmen und Projekte zu planen und umzusetzen, die die sozial ungleich verteilten Umweltbelastungen in Berlin vermindern.

Für den Umwelt-Gerechtigkeitsatlas wurden in Berlin Indikatoren festgelegt, deren Bedeutung für die Gesundheit der Menschen unbestritten ist. Dazu gehören Luftverschmutzung, Lärmbelastung und thermischer Stress, die negativ auf die Gesundheit wirken. Die „Versorgung“ mit Grünflächen wird als positive Ressource für die Gesundheit der Bewohner*innen gewertet. Neben diesen Indikatoren wird die soziale Problemdichte in den Kiezen hinzugezogen, die sich aus dem Monitoring Soziale Stadtentwicklung ergibt.

Man kann die aus diesen Indikatoren ermittelten Höchstbelastungen miteinander verknüpfen und in einer räumlichen Zuordnung sichtbar machen, daraus resultiert die „Berliner Umweltgerechtigkeitskarte“.

Bild 1: Berliner Umweltgerechtigkeitskarte (Quelle: Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/2022, SenUMVK, Berlin)

Es überrascht nicht, dass die Mehrfachhöchstbelastungen in Berlin sehr unterschiedlich verteilt sind – und somit die Umweltgerechtigkeit zahlreiche Defizite aufweist, die von der Stadtgesellschaft behandelt werden müssen. Auch dass Menschen mit niedrigem sozialem Statusindex besonders häufig schweren Umweltbelastungen ausgesetzt sind, wird nicht verwundern.

Wenn wir auf die Karte schauen, sehen wir, dass sich die Höchstbelastungen im Zentrum Berlins häufen.

Doch wie sieht es in unserem Kiez aus?

Bild 2: Mehrfachbelastungen in den Planungsräumen Tiergarten Süd
(Quelle: Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/2022, SenUMVK, Berlin)

Der Bezirk Mitte gehört zu den am stärksten belasteten in Berlin. Er ist zusammen mit Neukölln Spitzenreiter bei der sozialen Belastung und Schlusslicht bei der Grünflächenversorgung. Ein Fünftel der am stärksten belasteten Bevölkerung Berlins lebt hier.

Bild 3: Umweltgerechtigkeitskarte Mitte (Quelle: Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/2022, SenUMVK, Berlin)

Und doch ist in unserem Kiez die Situation nicht ganz so schlecht wie im nördlichen Wedding, im westlichen Moabit, der historischen Innenstadt oder dem Planungsraum Schwedenstraße.

Bild 4: Große Mehrfachbelastungen in anderen Teilen von Mitte (Quelle: Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/2022, SenUMVK, Berlin)

Zwar ist auch unser Kiez dicht bebaut, stark durch Luftschadstoffe belastet, und schneidet bei den bioklimatischen Belastungen schlecht ab, aber Einiges wird durch die günstigeren Werte bei der Grünflächenversorgung wett gemacht und die soziale Problematik im Kiez hat in den letzten Jahren an Schärfe verloren.

Natürlich können wir im Zentrum einer Weltmetropole nicht erwarten wie auf dem Lande zu leben oder frische Seeluft zu atmen. Aber wenn wir auch in Zukunft hier gut leben wollen, müssen wir große Anstrengungen machen, um vor allem die Schadstoff- und thermischen Belastungen zwischen Landwehrkanal und Kurfürstenstraße zu reduzieren.

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