Recherchen wie die zur Familie Popper vom Lützowplatz entwickeln oft eine eigene Dynamik, die manchmal weit weg führen vom Lützow-Viertel: Nach Hildesheim, Hannover und Dessau war diesmal Düsseldorf Ziel der Reise. Das Heine-Porträt, das wir vor einiger Zeit im Deutschen Museum in Berlin gefunden hatten, das 1871 nach einem Gemälde von Isidor Popper (1816-1884) von dem Lithografen Ferdinand Neubürger (1835-1911) aus Dessau geschaffen worden war (mittendran vom 11. September 2025) und das lange Zeit am Lützowplatz 2 residierte, war Anlass, einen Besuch im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf zu planen, um neben dem Original – der Vorlage für die Lithografie – auch einige der übrigen dort gesammelten Heine-Porträts zu besichtigen (1). Es hat sich gelohnt, wie ich finde. Das Institut in der Düsseldorfer Altstadt (Bilker Straße 12-14) befand sich zwar im Umbau, aber die zuständige Literaturhistorikerin Nora Schön war so freundlich, einige der Schätze des Archivs hervorzuholen (Bild 1), darunter das Popper-Gemälde. Und der für Nachlässe und Sammlungen, aber auch für das Heinrich-Heine-Jahrbuch zuständige Archivar, Martin Willems, war so freundlich, die immer noch wachsende Geschichte des Heine-Gemäldes von Isidor Popper für das Heine-Jahrbuch 2026 einzuplanen – und für einen Vortrag im Rahmen der der Düsseldorfer Provenienz-Tage im April nächsten Jahres. Wir werden darüber berichten.

Bild 1: Die Historikerin Nora Schön vom Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf mit einigen Bilden Heinrich Heines, darunter (unten links) das Heine-Gemälde von Isidor Popper (Foto © PE).
Und dann kam noch ein vielleicht etwas frühes, aber dazu passendes Weihnachtsgeschenk aus Rom bzw. den USA hinzu: Die Brüder Claudio und Daniele Armaleo, die vor einigen Wochen im Lützow-Viertel zu Besuch waren (mittendran vom 6. August 2025), schickten Kopien der Korrespondenz, die ihr Urgroßvater, Julius Popper, mit dem Autor der ersten Heine-Biografie, Adolf Strodtmann (1829-1879) (2) (Bild 2), und die ihr Großvater Martin Popper, der letzte Besitzer des Gemäldes vor dem 2. Weltkrieg, mit Hermann Reuter (1880-1970), dem damaligen Leiter der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf geführt hatte, die das Bild bereits 1929 gerne gekauft hätte. Die Korrespondenz wurde im Nachlass der Mutter der beiden, Lore Armaleo, gefunden, die 1913 am Lützowplatz aufwuchs und 2013 in Rom verstarb. Die Geschichte des Heine-Gemäldes wird also noch dichter und spannender.

Bild 2: Der Schriftsteller, Journalist und Herausgeber Adolf Strodtmann (1829-1879) (aus: (3)). Strodtmanns abendteuerliches Leben selbst ist eine eigene Geschichte wert.
Literatur
- Christian Liedtke, Hrsg.: Heinrich Heine im Porträt. Wie die Künstler seiner Zeit ihn sahen. Hamburg, Hofmann & Campe Verlag 2006.
- Adolf Strodtmann: H. Heine´s Leben und Werk. Berlin, Verlag Franz Duncker 1873 (zweite, verbesserte Auflage).
- William E. Petig: Adolf Heinrich Strodtmann. Friend and Associate of Carl Schurz. Yearbook of German-American Studies 56; 2021, Seite 72 – 92.
