Anmerkungen eines Zugezogenen

(ein Beitrag von F. Becker)
Berlin ist anders – das fällt einem so richtig auf, wenn man zuvor in Großstädten wie München oder Hamburg gelebt hat. Die Größe, die ungeheure kulturelle und gastronomische Vielfalt, die (2020 allerdings ausgiebig geschlossenen) Museen, die Kanäle und Seen in der Umgebung, ja auch der herbe Charme vieler Berliner wäre hier zu nennen…

Besonders erfreut haben mich die vielen schönen Plätze – so etwas wie den Viktoria-Luise-Platz findet man in ganz Hamburg nicht! Dort scheint eher die Devise zu gelten, dass öffentliche Freiräume zwar Autos aussperren, aber dennoch möglichst Niemanden zum Verweilen anlocken sollen. Ganz besonders glänzt Berlin aber mit seinen zahllosen, überall zu findenden und phantasiereich gestalteten Kinderspielplätzen. Das fällt mir immer wieder auf – obwohl mein Nachwuchs schon lange aus dem Alter heraus ist. Hier verdient die Stadt ein großes Lob!

Was hier allerdings weitgehend fehlt, sind Trimm-Dich-Anlagen für Erwachsene. Tischtennisplatten gibt es viele, aber wer sich an Geräten in der freien Luft ertüchtigen will, muss lange suchen. Mir ist bisher hier nur ein kleiner Bereich am Ostrand des Gleisparks aufgefallen. Wie wäre es, wenn man z.B. den ansonsten eher öde wirkenden Lützowplatz damit bereichern und anziehender machen würde? Das wäre sicher gemeinschaftsfördernder als die eher herbe Figurenkunst, die dort etwas verloren herumsteht. Auch der Magdeburger Platz würde sich dafür eignen.

Als „Verrichtungsbox“ bezeichnete Öko-Toilette am Magdeburger Platz (Foto: F.Becker)

Was mich schockiert hat, sind dagegen die Verhältnisse des Billig-Straßenstrichs an der Kurfürstenstraße, die auch in die angrenzenden Gebiete „ausstrahlen“. Dass so etwas mitten in der Stadt geduldet wird, wäre in Hamburg undenkbar – von München ganz zu schweigen. Und wenn es stimmt, was die Zeitschrift „Emma“ im September 2020 berichtete, dass die aufgestellten 5 hölzernen Häuschen (Verrichtungsboxen/Ökotoiletten) den Steuerzahler pro Stück und Monat 6000 € (!!!) kosten sollen, dann weiß man wirklich nicht mehr, ob man weinen oder lachen soll – das beigefügte Foto spricht wohl für sich. Wir Bürger sollten im Wahljahr unsere politischen VertreterInnen mit der Frage konfrontieren, wann hier endlich grundsätzlich Abhilfe geschafft wird (Sperrbezirk), anstatt skandalöse Zustände mit Steuergeldern zu subventionieren!

Ein Spaziergänger.

(Anmerkung der Redaktion: F.B.  wohnt seit letztem Jahr im Kiez und hat einige seiner Beobachtungen aufgeschrieben und uns sein Manuskript unaufgefordert zur Veröffentlichung eingereicht. Seine Meinung stellt nicht die Meinung der Redaktion dar)

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