Wieder zurück auf der Potsdamer Straße, werfen wir noch einen Blick auf die Installation „Höhlengleichnis“ in den früheren Räumen der Klosterfelde Edition (Potsdamer Str. 97), eine Gemeinschaftsarbeit des Berliner Künstlerkollektivs AFAIK mit Lola von der Gracht, Katharina Ruhm und Wieland Schönfelder. Im Begleittext wird Bezug hergestellt zu einem demnächst erscheinenden Magazin REMREM mit Verweis auf den REM-Schlaf, die Schlafphase mit „rapid eye movements“, in der allerhöchste Hirnaktivität (und schnelle Augenbewegungen) mit Träumen einhergehen, bei ansonsten vollständiger Entspannung der Muskulatur.
Die Installation lässt mich ratlos gleich aus mehreren Gründen: Platons Höhlengleichnis geht von der Annahme aus, dass die dem Menschen sichtbare Welt ein ungenaues, nur schattenhaftes Abbild der Wirklichkeit ist, der Mensch aber aufgrund seiner Gebundenheit an die Situation in der Höhle nicht in der Lage ist, die Wirklichkeit zu sehen; und wenn er es dennoch schafft, die Höhle zu verlassen, hält er die Schattenbilder in der Höhle für realer als die Wirklichkeit. Schlaf und Traum kommen im Höhlengleichnis bei Platon nicht vor.
Die sieben Komponenten der Installation stehen ein wenig unvermittelt nebeneinander, und der zentrale, oder zumindest doch dominante Bestandteil der Ausstellung, ein Bett, hat gleich gar keinen „Schöpfer“, so dass man (und frau) sich fragt, was dann das Bett hier soll, außer einen thematischen Bezug zum Traum herzustellen, der doch auch nicht in das Gleichnis gehört.

© PE
Das erzwingt einen intellektuellen Klimmzug: „Die Ausstellung transformiert das Bett und sein essentiellstes und intimstes modernes Element, die Matratze, in die architektonische Basis einer Umgebung (environment), die zwischen Philosophie und Kindheit oszilliert. Indem man Platons Allegorie (Bild) der Höhle zum konzeptuellen Anker macht, lädt die Ausstellung zur Reflektion … ein, aber nicht über Schatten und Steine, sondern über Stoffe, Weichheit und räumliche Improvisation“ (Übersetzung PE).
Dieser Begleittext nährt einen Verdacht: Sponsor dieser Installation ist das Bettenhaus Bett1 und sein Besitzer, Adam Szpyt, ein Kunstsammler und Mäzen, der seit einiger Zeit in der Pohlstraße residiert. Aber ist es wirklich uneigennütziges Kunst-Sponsoring, wenn ein Bettenfabrikant ein Bett in eine Ausstellung zwingt, um sein Mäzenatentum herauszustellen? Es erinnert an die alberne Sammlung ausschließlich quadratischer Kunstwerke jenes Herstellers von Warenmuster-geschützter quadratischer Schokolade im Schwäbischen (Ritter-Sport): eher geistlose Einschränkung der Idee, Kunst sammeln und/oder fördern zu wollen.
