Dass sich Nachkommen von Familien, über die wir hier berichtet haben, melden, um Informationen über ihre Ahnen zu geben oder nachzufragen, ist schon einige Male vorgekommen; dass Nachkommen das Lützow-Viertel besuchen, ist aber eher die Ausnahme. Dies passierte jetzt im Rahmen der Geschichte der jüdischen Familie Popper vom Lützowplatz, die vor einem Jahr mit einer Mail aus den USA (mittendran vom 22. September 2024) begann und die bislang in drei Teilen hier berichtet wurde.
Die Gebrüder Daniele Armaleo und seine Frau Laurie aus Durham, North Carolina in den USA und Claudio Armaleo und seine Frau aus Rom in Italien, besuchten jetzt das Lützow-Viertel, um ihren Großeltern Paula und Martin Popper nachzuspüren, die von 1914 bis 1933 am Lützowplatz 2 wohnten, dann in Charlottenburg in der Wundtstraße 64, um die letzten Monate vor ihrer Deportation in das KZ Theresienstadt in einem sogenannten „Judenhaus“ im Blumeshof 15 zu verbringen.

Die Brüder Claudio (links) und Daniele Armaleo mit ihren Ehefrauen auf der Dachterrasse der Residenz Begas-Winkel in der Genthiner Straße.
Dieses „Nachspüren“ der eigenen Geschichte hat auch deswegen eine besondere Bedeutung, weil die Mutter der beiden, Lore Armaleo (1913-2013), ihnen nicht nur ihre eigenen Kindheitserinnerungen an Berlin und ihre erzwungene Emigration hinterlassen hat, sondern auch eine ungebrochene Liebe für dieses Land, das doch ihre Eltern bzw. Großeltern ermordet hatte: die beiden sprechen Deutsch, sind interessiert an deutscher Kultur und Politik, und haben unsere Recherchen zu ihrer Familiengeschichte (Hildesheim, Berlin, Dessau) mit Bildern und Materialien unterstützt. Sie brachten auch zu ihrem Besuch neues Material mit: Tagebuch-ähnliche Notizen des Großvaters Martin Popper aus den Jahren 1912 bis 1942, die dem jüdischen Museum Berlin übergeben wurden. Und wenn sie morgen abreisen, lassen sie einen Koffer hier ….

Die drei Tagebücher mit Aufzeichnungen von Martin Popper (1861-1942) aus den Jahren 1912 bis 1942.
